Portugal/Road to Lisbon

Nach der langen Zeit in Porto wollten wir nun einige Ankerbuchten auf dem Weg nach Lissabon mitnehmen. Am frühen Abend sahen wir einige Meilen über unserem ersten Ziel Aveiro dichte Rauchschwaden aufziehen. Aveiro war uns von einem alten Seemann im Hafen von Porto wegen seiner traumhaften Ankergelegenheiten empfohlen worden. Eine kurze Googlesuche gab die Erklärung zu der in Rauch gehüllten Landzunge: In der Mitte Portugals herrschten heftige Waldbrände und ablandige Winde trieben den dichten Rauch weit auf die See hinaus. Wir entschieden uns dennoch zumindest mal einen Blick in die verzweigten Kanäle und Buchten vor Aveiro zu werfen und warfen gegen Mitternacht unseren Anker in das mit Rus bedeckte Meer. Kurz zuvor konnten wir noch die Überreste der Motion bewundern. Ein 80 Fuß langer Ultime Trimaran, der im September 2019 vor der Küste Portugals durchgekentert war und nunmehr in Aveiro dem Verfall überlassen wurde. Eindrucksvoll führte uns dieser Anblick vor Augen, was die Naturgewalten auf See selbst mit einem top ausgerüsteten und bestens besetzten Schiff anrichten können. Als der Rauch sich am nächsten Morgen immer noch nicht gelichtet hatte und an ein Verlassen unseres Bootes kaum zu denken war, entschieden wir Aveiro zügig wieder zu verlassen und nach einer besseren Ankergelegenheit Ausschau zu halten. Kurz nachdem wir die Bucht verlassen hatten, lichtete sich der Rauch, aber leider ließ auch der Wind nach. Wir nutzten die Flaute um unsere neuen Spielzeuge aus Porto ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung zuzuführen: Mit dem Subwing tauchten wir hinter unserem Schiff, während darüber auf dem Surfbrett und dem SUP gesurft wurde. Gegen Abend kam wieder etwas Wind und wir segelten in die Nacht. Und diese bot uns erneut eine Delfinshow der Extraklasse: Im Meeresleuchten konnten wir die anmutigen Meeressäuger beobachten, während sie einen Fischschwarm jagten. Die kleinen Fische schossen wie eine Schar unzähliger gelb-grüner Sternschnuppen dicht verfolgt von den rieseigen Delfinen durch das Wasser. Erneut ein Zusammenspiel verschiedener Naturschauspiele, das sich kaum in Worte fassen lässt.  


Am frühen Morgen erreichten wir Peniche, wo wir allerdings bereits gegen Mittag wieder ablegten, um die ca. 7 Meilen entfernte Insel Berlenga anzusteuern. Diese hatten wir zuvor auf der Seekarte entdeckt und nach einer kurzen Internetrecherche war uns klar, dass wir das paradiesisch anmutende Eiland auf unserer Reise mitnehmen mussten. Vor der Insel, die bereits aus der Ferne durch ihre hohen Steilklippen und tiefen Felsspalten unseren Entdeckergeist weckte, gab es einige Mooringtonnen an denen wir festmachen konnten. Wir machten uns sofort auf eine Erkundungstour über die felsige Insel und wurden nicht enttäuscht. Trotz der vielen Touristen am Anleger bot die Insel viele abgelegene Pfade, die uns das Gefühl gaben, nie sei ein Mensch zuvor so weit vorgedrungen. Den Abschluss des Tages bot ein Fort aus dem 16. Jahrhundert, das vor der Insel mitten im Meer errichtet wurde und nur über schmale Brücken zu erreichen war. Den Sonnenuntergang sahen wir am höchsten Punkt der Insel völlig abgelegen von Gott und der Welt mit einem traumhaften Ausblick über den Atlantik und einer Flasche Cola-Rum. Mehr an Erlebnissen konnte der Tag fast nicht bieten. Auf unserem Rückweg zum Boot trafen wir Bakesh, der schon seit 30 Jahren auf der Insel lebt und uns am nächsten Tag zum Mittagessen einlud. Außerdem bot er uns an, weiter an der Murringtonne, die eigentlich den Einheimischen vorbehalten war, gegen Bezahlung in Form einer Flasche Rum liegen zu können. Ein sehr guter Deal für einen Liegeplatz direkt vor dem traumhaften Eiland. 


Am nächsten Tag setzten Andre und Fynn zur Insel über, um uns auszulösen und Bakesh zu fragen, was für den Tag so anstand. Währenddessen schnorchelte der Rest der Besatzung die felsigen Küsten entlang und tief in die beeindruckenden Felsspalten hinein. Nach der Rückkehr von Andre und Fynn ging es gegen Mittag zu einer Party der Inselbewohner in einer kleineren Bucht auf der Westseite der Insel. In der Bucht angekommen lernten wir viele weitere Einheimische, darunter Vasco, Maria und Frogman, kennen. Frogman, ein ehemaliger Kampftaucher der portugiesischen Marine versprach uns ein außergewöhnliches Abendessen, für das er nun den Fisch besorgen werde. Nach einem langen Nachmittag in der Bucht ging es mit dem Motorboot von Vasco auf eine Inselrundfahrt um und durch die unzähligen Felsspalten. Diese bot die perfekte Mischung aus Adrenalin bei der Beschleunigung des 100 PS starken Bootes und Gänsehaut als Maria, eine Köchin aus Lissabon, in einer der Schluchten ein portugiesisches Volkslied anstimmte, das kraftvoll zwischen den hohen Klippen hallte. Eine Akustik, die keine Oper der Welt uns hätte bieten können und eine wundervoll weiche, aber zugleich mächtige, Stimme, wie wir sie noch nie zuvor gehört hatten. Um 19 Uhr waren wir mit den Inselbewohnern zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Pünktlich wie es sich für Deutsche gehört und mit einer großen Portion Hunger setzten wir zur Insel über. Dort mussten wir ernüchtert feststellen, dass es die Portugiesen allgemein etwas entspannter hielten als wir. So vergingen noch drei Stunden bis die Tische endlich gedeckt waren und wir mit etwa 20 Leuten den von Frogman gefangenen Fisch und die gesammelten Muscheln – die im Restaurant etwa 400-500 € das Kilo gekostet hätten – verzehren konnten. Dazu gab es von Frogman selbst gebrannten Berlengas-Moonshiner, der einem ein Loch in den Rachen brannte. Ein absolut gelungenes Festmahl in allerbester Gesellschaft! Und als wäre an diesem Tag nicht schon genug passiert, ging es nachts noch mit den Schlauchbooten auf eine Party in eine der vielen Felsspalten der Insel. Die Portugiesen wissen wirklich wie man lebt! 


Am nächsten Morgen hisste Andre noch mit Bakesh die Flagge des Heimatvereins der Running Deer, Sail-Lollipop, über den Bergen der Insel, bevor es weiter Richtung Cascais ging, damit Nicklas und Fynn ihren Flieger am Sonntag in Lissabon erreichen konnten. Leider hatten wir erneut Flaute, sodass wieder auf dem offenen Atlantik gesurft und ein Zwischenstopp 20 Meilen vor Cascais in Ericeira vor Anker eingelegt wurde. Nicht die schlechteste Wahl, denn die kleine Altstadt bot allerhand Leben und einen schönen portugiesischen Flair. Den letzten Tag mit Nicklas und Fynn segelten wir rasch zur gut geschützten und sehr vollen Ankerbucht vor Cascais und machten auch dort am Samstagabend die Altstadt unsicher. Am folgenden Mittag verließen uns die letzten beiden verbliebenen Mitsegler und wir erkundeten noch etwas Cascais mit unseren Pennybords. Dabei lernten wir Stefan kennen, der bereits seit 14 Jahren mit dem Buli und danach mit dem Segelboot um die Welt reist. Wir hatten einige interessante Gespräche, erneut Moonshiner- dieses Mal aus Norwegen – und reparierten noch spät in der Nacht Stefans Spi-Fall. Am nächsten Morgen hissten wir den Anker und legten die letzten 10 Meilen nach Lissabon zurück. Hier werden wir einige Reparaturen vornehmen und die zweite portugiesische Großstadt erkunden. Danach geht es weiter Richtung Algarve, wo wir erneut viel Ankern und die traumhafte Landschaft entdecken wollen. Nun nur noch mit der Stammbesatzung unterwegs wird es wohl etwas ruhiger auf der Running Deer werden… dachten wir.. 


Von diesem Abschnitt unserer Reise können wir vor allen Dingen die Berlengas empfehlen. Freundet man sich dort mit den Einheimischen an, kann man für wenig Geld eine einzigartige Zeit in einem kleinen Paradies verbringen. Was uns die nächsten Etappen unserer Reise für Abenteuer bieten werden weiß der Wind allein. Bis dahin ein munteres Ahoi in die Heimat  


Andre, Janschek & Niclas 

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