Bahamas/Long Island

Wir hatten gerade in Puerto Plata abgelegt, als uns eine erste Anfrage für das Boot über Facebook erreichte. Der Empfang war zum Glück noch gut genug, um dem Interessenten mitzuteilen, dass wir uns erst in 3 Tagen von Long Island wieder melden könnten. Der Interessent, ein Kanadier der zurzeit im Lockdown festsitzt, war über unser nächstes Ziel hoch erfreut, da er dort Freunde hat, die sich unser Boot für ihn anschauen könnten. Und auch wir waren positiv überrascht, wie schnell wir eine Rückmeldung auf unsere Anzeigen bekamen. Unser Vorhaben das Boot zu verkaufen ist immerhin mit einigen Ungewissheiten verbunden, die die weitere Planung unserer Reise durchaus schwierig machen werden.


Der Wind hielt weiter zu uns und wir legten die 320 Seemeilen bis nach Clarance Town auf Lang Island in knapp zweieinhalb Tagen zurück. Nacho tat sich mit ihrem neuen zuhause auf dem Wasser anfangs noch etwas schwer, nachdem wir aber im Landschutz der Turks & Caicos bei flacher Welle segelten, genoss auch sie unser Leben in vollen Zügen. Trotz kurzzeitiger Schwachwindphasen liefen wir mit der mittlerweile gut erprobten Schmetterlingsbeseglung immer mindestens 3-4 Knoten. So haben wir uns das Segeln auf dieser Seite des Atlantiks gewünscht! Etwa fünf Meilen vor Clarance Town schlug auch noch unsere Angel aus und Andre hievte nach einem harten Drill einen 1,40m Barrakuda aus dem türkisblauen Wasser. Vor unseren Augen sahen wir schon das prächtige Barbecue mit Mini am Abend. Wir machten am Public Dock fest und telefonierten mit dem Custom, um einklarieren zu können. Wieder einmal gestaltete sich unsere Einreise als schwierig: Andre hatte scheinbar kein Health Visa bekommen, das für die Einreise aber zwingend erforderlich war. Laut der E-Mail war das Labor, das wir angegeben haben nicht von den Bahamas zugelassen. Komisch war allerdings, dass das Labor bei Nacho, Ninja und Niclas anerkannt wurde. Eilig telefonierten wir mit der Service Hotline, die diesen Namen entgegen unserer Erfahrungen aus Deutschland auch wirklich verdient hat. Die Dame vom Health-Ministerium war super freundlich und tat alles um uns möglichst schnell zu helfen, da der Custom-Officer bereits wartete. Nach einer knappen Stunde konnten wir zum Glück alles regeln und auch Andre erhielt umgehend sein Health-Visa. Derweil nahm die nächste Katastrophe ihren Lauf: Mini hatte uns etwas zu überschwänglich besucht und ist auf ein Willkommensbier an Bord gekommen, bevor wir die Clearnce abwickeln konnten. Der Custom-Officer sah das gar nicht gerne und erklärte uns, dass er Mini nun in Haft nehmen müsste. Zudem würde eine Strafe von 5.000 USD anfallen und Mini würde nach Deutschland abgeschoben werden. Aus unserem freudigen Wiedersehen wurde schlagartig bitterer ernst. Und sogar Mini, der sonst immer ein Lächeln auf den Lippen hat und das Leben ziemlich locker nimmt (mittlerweile ist er schon halber Bahamaer), zeigte eine ungewohnt düstere Mine. Zum Glück kam der Barbesitzer Terance, der schon sein ganzes Leben auf Long Island wohnt und gut mit Mini befreundet ist, zur Rettung in letzter Sekunde. Kurz bevor der Customs-Officer die Polizei zur Verhaftung von Mini rief, konnte Terance ihn überzeugen, nochmal ein Auge zuzudrücken. Wieder einmal hatten wir großes Glück! Weniger glücklich waren wir mit unserem Barrakuda, da die Fische in dieser Größe giftig sein können und sich das Barbecue damit erledigt hatte. Wir fanden allerdings eine andere gute Verwendung. Im Hafenbecken von Clarance Town gibt es unzählige Bullen- und Tigerhaie. Wir lockten die Tiere mit dem Barrakuda an und genossen das blutige Naturschauspiel. Uns wurde aber auch klar, dass man in dem traumhaft blauen Wasser nicht überall schwimmen sollte.

 

Nach dem ersten Schock fuhr uns Mini über die Insel zur Thomson Bay, wo die Freunde von Doug, dem Interessenten für unser Boot, leben. Wir feierten unser Wiedersehen bis spät in die Nacht in Terance‘ Bar und schliefen auf den Netzen von Mini’s Trimaran. Vor der Pier konnte man Rochen, Schildkröten und Riffhaie bewundern. Die Bahamas geben sich viel Mühe mit dem Natur- und Umweltschutz und bieten so einzigartige Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt. Am nächsten Tag ging es weiter über die Insel zu Dean’s Blue Hole. Nur wenige Meter neben dem Strand geht ein Krater ca. 200 Meter tief ins Wasser und mündet in einer weit verstrickten Höhlenlandschaft unter der Ostküste von Long Island. Das zweittiefste Blue Hole der Welt ist ein wahres Paradies für Freediver. Als wir dort ankamen war jedoch niemand vor Ort und wir hatten diesen traumhaften Platz ganz für uns alleine. Danach ging es zurück zum Boot und auf Erkundungstour zu einer kleinen Insel direkt vor Clarance Town. Der Strand gefiel uns so gut, dass wir hier am nächsten Tag ein Barbecue mit unseren Bootsnachbarn aus der Schweiz veranstalteten. Wir holten so viele Kokosnüsse aus den Bäumen wie wir essen konnten. Außerdem trafen wir Evan wieder, der aus Puerto Plata mit der Luxusyacht „Alchemist“ nach Clarance Town gekommen war. Abends lud er uns zur Besichtigung der Yacht ein. Andre war besonders angetan vom Motorenraum, aber auch der Rest des riesigen Schiffes konnte sich gut sehen lassen. Bereits am Morgen dieses wunderbaren Tages besichtigten Mike und Roger, die Freunde von Doug, unser Boot und erklärten uns für völlig verrückt mit so einem kleinen Katamaran den Atlantik überquert zu haben. Sie waren sehr angetan wie robust und gut in Schuss unser Boot ist. Unsere Verkaufspläne entwickelten sich besser als wir es uns hätten vorstellen können.

 

Wir hatten nun genug von Clarance Town und segelten einen entspannten Tagestörn zum Nordwesten von Long Island. Dabei mussten wir sehr darauf achten, früh genug loszukommen, um unser nächstes Ziel im Hellen zu erreichen. Auf Long Island gibt es keinerlei Betonung und die teilweise sehr engen Riffe fährt man möglichst nur bei guter Sicht an. Erneut brachte uns unser Angelglück einen Barrakuda ein (dieses Mal ein kleineres Exemplar, das man sogar essen konnte). Wir erreichten die Calabash Bay am frühen Abend mit der untergehenden Sonne und konnten aufgrund unseres geringen Tiefgangs fernab von Hauptankerfeld einen Platz im weiten nichts finden. Direkt am Strand fanden wir einen der schönsten Plätze unserer bisherigen Reise. Unter zwei Holzpavillons war eine breite Hängematte mit Blick direkt auf die Bucht gespannt. Leicht in der Luft schwingend hatte man einen wundersamen Ausblick über das türkisblaue Wasser, den schneeweißen Sand und die purpurnen Steinklippen, die von der herabfallenden Sonne in einen gold-karamellen Farbton getränkt wurden. Mini und die Jungs von der Double Twenty kamen uns zum Fischbarbecue besuchen und wir genossen die traumhafte Aussicht bis weit nach Mitternacht. Niclas gefiel es so sehr, dass er beschloss die Nacht mit Barry in der Hängematte zu verbringen. Und es war wirklich eine magische Nacht mit einem Sternenhimmel wie man ihn nur selten sieht. Am nächsten Morgen sollte es weiter gehen nach Georgetown auf Great Exuma. Alle waren abfahrtbereit als uns auffiel, dass ein Crewmitglied fehlte: Barry war nach der Nacht am Strand nirgends mehr zu finden. Über eine Stunde suchten wir unseren kleinen Gefährten, bis wir einsehen mussten, dass Barry einen neuen Platz gefunden hat. So schwer es manchmal fällt, die Abschiede gehören zum Leben eines Seglers (und einer Seekatze) wie selbstverständlich dazu. Wir beschlossen also unseren guten Freund auf der Suche nach neuen Abenteuern ziehen zu lassen. Unweit des Pavillons gab es eine kleinere Stadt, sodass wir zuversichtlich sind, dass Barry einen guten Ort zum Leben gefunden hat.


Derweil entwickelte sich unsere Verkaufsverhandlung mit Doug zu einem Auf und Ab. Zwar ist er begeistert von unserem Boot, allerdings fällt es ihm nachvollziehbarer Weise sehr schwer ein Boot zu kaufen, das er selbst nie gesehen hat. Wir hingen also wieder etwas in der Luft mit dem Verkauf unseres Boots, obwohl es natürlich noch einige andere Interessenten gab. Die Kommunikation war mittlerweile zu Niclas Nebenjob geworden, den er hoffentlich bald wieder beenden kann. Mit schwerem Herzen geht es somit heute ohne Barry weiter nach Georgetown, wo wir Evan und die Crew der Alchemist wiedertreffen und ein paar weitere Tage verbringen werden. Danach geht es weiter die Exuma Inseln hoch, die mit zu den schönsten und exklusivsten Segelrevieren der ganzen Welt gehören. Nacho und Ninja freuen sich insbesondere auf die schwimmenden Schweine und Andre und Niclas hoffen, den Verkauf des Bootes schnell zu erledigen, um noch ein paar absolut stressfreie Wochen auf den Bahamas zu haben.


Bald können wir euch von noch mehr einzigartigen Naturschauspielen, neuen Freunden und türkisblauem Wasser, so weit das Auge reicht, berichten!


Ahoi

Andre & Niclas

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